“Another Day in Paradise”

Gedanken von Mathias:

Mit „Another Day in Paradise“ wurde ich vor ein paar Tagen von einem Nachbarboot aus gegrüßt. Dieser Gruß eines Engländers der seit 36 Jahren hier lebt, beschäftigt mich. 

Okay hier ist also für Scout das Paradies. Und wie sieht eigentlich für mich das Paradies auf Erden aus. Ich schaue seit dem den Ort, die Begegnungen und die Möglichkeiten hier mit anderen Augen an. 

Es kommt frisches gutes Wasser aus der Leitung, es gibt lokales Obst, Wein und Gemüse wird in guter Qualität angeboten. Es ist tagsüber warm und kühlt nachts ab. Das Meer ist nah, sauber und warm. Wellen schlagen an Felsen. Die Brandung ist zu hören und zu riechen. Zu Fuss sind schwarze Kiesstrände oder weicher heller Sandstrand bequem mit einer kurzen Wanderung und einfacher Kletterei zu erreichen.

Es ist sicher und sauber im öffentlichen Raum. Es gibt wenige Tiere und die sind schön anzuschauen.

Im Hafen kann zwischen selbst kochen oder spanischer, indischer, Texmex, italienischer oder moderner reduzierter Küche ausgewählt werden. Die Menschen sind freundlich, zufrieden, gesund und in Verbindung zueinander. Es wird gelacht, gesprochen und für sich gesorgt. 

Oft sitzen wir auf der Pure Fun im Cockpit oder auf dem Bänkchen am Heck und schauen uns das Treiben im Hafen, den Besuchern des Touristenmarktes und den Spitzensegler auf ihrem Weg zum Training zu. 

Es ist so schön. Eigentlich schon ziemlich paradiesisch hier in der Marina Rubicon zu dieser Zeit.

Und wenn das Meer lockt, sich die Lust zum Segeln zeigt…legen wir ab, hissen die Segel und kommen am Abend glücklich zurück.

Tag 5 in der Marina Rubicon

Wie immer, vergeht die Zeit wie im Flug. Uns gefällt es sehr gut auf Lanzarote. Vor allem das Wetter ist ein Traum. 20-23 C, Sonne und Wind. Der Wind ist im Hafen allerdings etwas anstrengend, da wir Schwell haben, in der Nacht die Schoten auf den Klampen quietschen und es ruckelt und schwankt.

Letzten Donnerstag hat Carlo ein Abendessen mit Simon Diesch vom WYC- Friedrichshafen organisiert. Er ist hier mehrere Wochen um für seine 470er Olympia Teilnahme 2024 zu trainieren. Mit ihm, Carlo und Anna, Simons Trainingspartnerin aus Kiel, fuhren wir nach Femés zum Abendessen. Femés liegt 4 km nördlich von hier am Berg. In der Casa Emiliano war ich früher immer wieder nach einem Strandtag beim Essen. Ich wollte so gerne wieder mal Zicklein oder Kaninchen kosten. Es war sehr nett und lecker. Mit Bodensee’lern kurz vor Weihnachten auf Lanzarote Abend zu essen….war etwas besonderes. Noch dazu mit Seglern, die für Olympia trainieren. Das war nicht nur eine Freude, sondern auch sehr interessant. Simons Eltern, Maria und Ekke Diesch, haben mit ihren Erzählungen über ihre Törns bei den Weihnachtsfeiern oder weiterer Veranstaltungen beim WYC maßgeblich dazu beigetragen, dass wir den Weg zum eigenen Boot und den dazugehörigen Reisen eingeschlagen haben.

links von vorn n. hinten, Carlo Schnetz, Anna Markfort, Simon Diesch

Hier mehr über die Beiden auf Instagram.

#diesch.markfort.sailing Es lohnt sich reinzuschauen. Man bekommt sowenig mit vom Segel Sport. Toll was die Beiden da für Deutschland leisten. Für uns war es sehr interessant wie so ein Alltag von Olympia Segelteilnehmern:innen aussieht. Auch in dieser Bootsklasse, wird Mixed gesegelt. Vielleicht hat einer unserer Leser:innen Interesse die Beiden zu Unterstützen. Auch kleinere Beträge helfen weiter. Sponsoren:innen sind herzlich willkommen sich mit den Beiden in Verbindung zu setzen. Ohne Sponsoren geht es leider nicht. Am Ende einer olympischen Karriere sind die Taschen meist leer…obwohl die Sportler:innen soviel Disziplin, Fleiß und Zeit investierten…was bleibt ist Freude im Herzen und hoffentlich tolle Erinnerungen. Diese Sportler:innen folgen ihrem Herzen, leben ihre Leidenschaft…vertreten ihr Land. Davor haben wir großen Respekt und danken ihnen.

All unsere Mitsegler sind inzwischen nach Deutschland zurück geflogen, dafür haben wir seit Samstag Gäste aus Dänemark. Drei Mitarbeiter der X-Yacht Werft. Sie versuchen alles in Ordnung zu bringen, was nicht in Ordnung ist. Heizung, Rigg, Furler Main und Genua usw. Bericht hierzu folgt nach Abschluss der Arbeiten.

Arbeiten am Rigg

Über die kompetenten Mitarbeiter von X-Yachts sind wir sehr dankbar und glücklich. Es ist keine Selbstverständlichkeit für uns, dass die Werft stehst zeitnahe Hilfe und Unterstützung bietet und geboten hat. Nicht nur mit Mitarbeitern vor Ort wie dieser Tage, auch für die Hilfe per Telefon und Mail sind wir sehr dankbar.

Pure Fun am Liegeplatz in der Marina Rubicon

Wir hatten die Tage noch mehr olympischen Besuch. Leo aus Hamburg hatte soviel Freude an unserem Boot, so bat er um eine Führung. Die bekam er natürlich. Auch er trainiert hier für Olympia, fliegt über Weihnachten und Neujahr nach Hamburg zurück um im neuen Jahr wieder zu kommen.

#leonard.beyer.sailing http://www.leonardbeyersailing.com

Auf Instagram kann man Leo mit Segelpartnerin auf einer Nara 17 sehen. Das einzige olympische Boot, das aus 2 Rümpfen besteht und inzwischen auch foilt. Es wird Mixed gesegelt. Auch beim Segelsport ist die Frauenquote einzuhalten. Mehr dazu findet ihr auf Instagram oder Leo’s Homepage. Vielleicht hat ja jemand Interesse weiterer Sponsor:inn von Leo zu werden.

Nun noch ein paar Bilder von Lanzarote:

Grüne Lagune bei El Golfo
Links sieht man Fuerteventura
Blick vom Mirador del Río nach La Graciosa

Gastbeitrag unserer jungen Crew zum Törn Lagos – Lanzarote

Pia Speckle, 19 Jahre, segelt im J70 Bundesligateam vom WYC und weiteren Bootsklassen. #pia.xps

Justin Venger, 21 Jahre alt, segelt J70 im Bundesligateam beim WYC. #justin2000v

Carlo Schnetz, 23 Jahre alt, segelt J70 im Bundesligateam beim WYC. #carloeon1503

Von Lagos nach Lanzarote – aus Sicht von Justin, Carlo und Pia

Als wir am Montag gegen Nachmittag in Faro landeten und Abends das erste Mal das Boot in Lagos sahen, wurde unsere Vorfreude noch größer als sie es bis dort hin schon war. Leider mussten wir uns noch etwas gedulden, da das Wetter nicht auf unserer Seite war. Das gab uns jedoch die Möglichkeit in den kommenden zwei Tagen sowohl das Boot, als auch seine Skipper, während ein paar noch zu verrichtenden Arbeiten besser kennenzulernen.

Am Donnerstagmorgen war es dann soweit, dass wir in See stechen konnten. Bei gutem Wind mit bis zu 30 Knoten von vorn segelten wir Richtung Lanzarote. Leider war unsere Freude nur von kurzer Dauer, da die drei Bodenseekinder allesamt mit Seekrankheit zu kämpfen hatten. Hinzu kam, dass nun noch einige Dinge am Boot anders verliefen als wir sie uns vorgestellt hatten. Nachdem zuerst die Latten der Genua beschlossen, ihr Leben am Grund des Atlantiks zu verbringen, machte nun auch noch der Furler Probleme. Mit zunehmendem Wind der in Spitzen nun deutlich über den 30 Knoten lag, entscheiden wir uns die Genua von Hand zu bergen und stattdessen mit der kleineren Fock weiter zu segeln. Nachdem alle Segel wieder am richtigen Platz waren freuten wir uns dass es nun wieder bergauf zu gehen schien. Am kommenden morgen, wurden wir leider enttäuscht. Das Kutterstag riss und die Fock landete  im Wasser. Nun waren wir gezwungen nur noch mit dem Großsegel weiter zu segeln. Langsam wird klar, dass wir unseren Kurs auf Lanzarote nicht halten können. Da sich das Boot aber auch nur unter Groß stabil anfühlt, entscheidet Mathias gemeinsam mit uns die Fahrt nicht abzubrechen sondern nur vorerst den Kurs auf Marokko zu ändern. Als wir spätabends kurz vor Casablanca waren, teilte uns der Hafenmeister mit, dass wir dort keinen Platz bekommen würden, empfiehlt uns aber einen Hafen weiter nördlich. Frage des Hafenmeisters nach unserer Ansteuerung auf Casablanca:”Pure Fun, what is your Intension?” Er war sichtlich empört von unserer Idee in seinem Hafen anlegen zu wollen. Im empfohlenen Hafen weiter nördlich angekommen angekommen lies uns leider der dortige Hafenmeister wissen, das Boot sei zu groß. Allerdings meinte er, wir könnten vor dem Hafen hinter der Mole des Industriehafens mit LNG Terminal ankern. Glücklich endlich einen ruhigen, wenn auch etwas skurrilen Platz gefunden zu haben, freuten wir uns alle müde ins Bett fallen zu dürfen. Am nächsten Tag wurden wir von der marokkanischen Sonne begrüßt. Nachdem die Hafenarbeiter unsere Pässe kontrolliert und ein paar Zigaretten abgestaubt hatten, machten wir uns dran die Schäden der letzten Tage und Nächte zu begutachten. Schnell wurde klar, dass wir den gebrochenen Furler der Genua nicht reparieren konnten, ähnlich wie das Kutterstag. Nach dem wir auch die kleineren Dinge, wie ausgerauschte Schoten, wieder an ihren Platz gebracht hatten, berieten wir über den weiteren Verlauf unserer Reise. Wir entschlossen uns das Ziel vorerst offen zu lassen, ob wir nach Agadir oder wirklich nach Lanzarote segeln, wollten wir spontan aus der Situation entscheiden. Auf dem Weg an der marokkanischen Küste entlang, vorbei an Casablanca, segelten wir quasi direkt in einen wunderschönen Sonnenuntergang. Zum Einbruch der Dämmerung kamen uns noch einige Delfine besuchen, die uns tatsächlich fast eine Stunde auf unserem Weg begleiteten – was eine schöne Belohnung nach einem solchen Tag war. 

Leider blieben wir auf dieser Tour vor nichts verschont. Nachts riss uns die Förlerleine des Großsegels. Dennoch beschlossen wir weiter zu segeln und entschieden uns auch dafür nach Lanzarote zu segeln. Der Wind sollte laut Vorhersage deutlich abnehmen, zum Glück bewahrheitet sich dies und der Wind sankt auf rund 5-6 Knoten. Gegen Sonntagnachmittag beschlossen wir die Genua, die wir zuvor von Hand hinaufgezogen hatten und ohne Förler gefahren waren zu bergen und nicht mehr weiter zu kreuzen, um Zeit einzusparen. Unter Motor ging es direkt gegen an Richtung Lanzarote. Den Montag vertrieben wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit gutem Essen, Karten spielen und interessanten Gesprächen, während es wenn auch unter Motor, weiter in die richtige Richtung ging. 

Jetzt um kurz vor fünf am Dienstagmorgen sind wir 60 Meilen vor Lanzarote und haben es fast geschafft. 

Auch wenn der Wind es nicht gut mit uns meinte und die gesamten Tage von vorn kam, uns ein Schaden nach dem Anderen in die Quere kam und wir viel zu viel Zeit unter Motor verbrachten, werden wir die Tage sehr positiv in Erinnerung behalten. Wir durften sehr viel lernen und einige neue Dinge aufschnappen. Mathias und Sybille haben uns mit Ihrer Offenheit  und gutmütigen Freundlichkeit auf eine sehr schöne Weise an Ihrem Leben teilhaben lassen und wie Mathias sagen würde, Ihr Glück auf diesem sehr schönen Schiff mit uns geteilt. Wir haben uns sehr gefreut dass Ihr uns mitgenommen habt und sind sehr dankbar für die tolle Zeit hier. Für eure weiteren Abendteuer, wünschen wir euch ganz viel Spaß, schönen Wind und dass alles so kommt wie ihr es euch vorstellt. 

Autoren: Pia, Justin und Carlo
Anleger Bierchen in Arrecife