Gastbeitrag unserer jungen Crew zum Törn Lagos – Lanzarote

Pia Speckle, 19 Jahre, segelt im J70 Bundesligateam vom WYC und weiteren Bootsklassen. #pia.xps

Justin Venger, 21 Jahre alt, segelt J70 im Bundesligateam beim WYC. #justin2000v

Carlo Schnetz, 23 Jahre alt, segelt J70 im Bundesligateam beim WYC. #carloeon1503

Von Lagos nach Lanzarote – aus Sicht von Justin, Carlo und Pia

Als wir am Montag gegen Nachmittag in Faro landeten und Abends das erste Mal das Boot in Lagos sahen, wurde unsere Vorfreude noch größer als sie es bis dort hin schon war. Leider mussten wir uns noch etwas gedulden, da das Wetter nicht auf unserer Seite war. Das gab uns jedoch die Möglichkeit in den kommenden zwei Tagen sowohl das Boot, als auch seine Skipper, während ein paar noch zu verrichtenden Arbeiten besser kennenzulernen.

Am Donnerstagmorgen war es dann soweit, dass wir in See stechen konnten. Bei gutem Wind mit bis zu 30 Knoten von vorn segelten wir Richtung Lanzarote. Leider war unsere Freude nur von kurzer Dauer, da die drei Bodenseekinder allesamt mit Seekrankheit zu kämpfen hatten. Hinzu kam, dass nun noch einige Dinge am Boot anders verliefen als wir sie uns vorgestellt hatten. Nachdem zuerst die Latten der Genua beschlossen, ihr Leben am Grund des Atlantiks zu verbringen, machte nun auch noch der Furler Probleme. Mit zunehmendem Wind der in Spitzen nun deutlich über den 30 Knoten lag, entscheiden wir uns die Genua von Hand zu bergen und stattdessen mit der kleineren Fock weiter zu segeln. Nachdem alle Segel wieder am richtigen Platz waren freuten wir uns dass es nun wieder bergauf zu gehen schien. Am kommenden morgen, wurden wir leider enttäuscht. Das Kutterstag riss und die Fock landete  im Wasser. Nun waren wir gezwungen nur noch mit dem Großsegel weiter zu segeln. Langsam wird klar, dass wir unseren Kurs auf Lanzarote nicht halten können. Da sich das Boot aber auch nur unter Groß stabil anfühlt, entscheidet Mathias gemeinsam mit uns die Fahrt nicht abzubrechen sondern nur vorerst den Kurs auf Marokko zu ändern. Als wir spätabends kurz vor Casablanca waren, teilte uns der Hafenmeister mit, dass wir dort keinen Platz bekommen würden, empfiehlt uns aber einen Hafen weiter nördlich. Frage des Hafenmeisters nach unserer Ansteuerung auf Casablanca:”Pure Fun, what is your Intension?” Er war sichtlich empört von unserer Idee in seinem Hafen anlegen zu wollen. Im empfohlenen Hafen weiter nördlich angekommen angekommen lies uns leider der dortige Hafenmeister wissen, das Boot sei zu groß. Allerdings meinte er, wir könnten vor dem Hafen hinter der Mole des Industriehafens mit LNG Terminal ankern. Glücklich endlich einen ruhigen, wenn auch etwas skurrilen Platz gefunden zu haben, freuten wir uns alle müde ins Bett fallen zu dürfen. Am nächsten Tag wurden wir von der marokkanischen Sonne begrüßt. Nachdem die Hafenarbeiter unsere Pässe kontrolliert und ein paar Zigaretten abgestaubt hatten, machten wir uns dran die Schäden der letzten Tage und Nächte zu begutachten. Schnell wurde klar, dass wir den gebrochenen Furler der Genua nicht reparieren konnten, ähnlich wie das Kutterstag. Nach dem wir auch die kleineren Dinge, wie ausgerauschte Schoten, wieder an ihren Platz gebracht hatten, berieten wir über den weiteren Verlauf unserer Reise. Wir entschlossen uns das Ziel vorerst offen zu lassen, ob wir nach Agadir oder wirklich nach Lanzarote segeln, wollten wir spontan aus der Situation entscheiden. Auf dem Weg an der marokkanischen Küste entlang, vorbei an Casablanca, segelten wir quasi direkt in einen wunderschönen Sonnenuntergang. Zum Einbruch der Dämmerung kamen uns noch einige Delfine besuchen, die uns tatsächlich fast eine Stunde auf unserem Weg begleiteten – was eine schöne Belohnung nach einem solchen Tag war. 

Leider blieben wir auf dieser Tour vor nichts verschont. Nachts riss uns die Förlerleine des Großsegels. Dennoch beschlossen wir weiter zu segeln und entschieden uns auch dafür nach Lanzarote zu segeln. Der Wind sollte laut Vorhersage deutlich abnehmen, zum Glück bewahrheitet sich dies und der Wind sankt auf rund 5-6 Knoten. Gegen Sonntagnachmittag beschlossen wir die Genua, die wir zuvor von Hand hinaufgezogen hatten und ohne Förler gefahren waren zu bergen und nicht mehr weiter zu kreuzen, um Zeit einzusparen. Unter Motor ging es direkt gegen an Richtung Lanzarote. Den Montag vertrieben wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit gutem Essen, Karten spielen und interessanten Gesprächen, während es wenn auch unter Motor, weiter in die richtige Richtung ging. 

Jetzt um kurz vor fünf am Dienstagmorgen sind wir 60 Meilen vor Lanzarote und haben es fast geschafft. 

Auch wenn der Wind es nicht gut mit uns meinte und die gesamten Tage von vorn kam, uns ein Schaden nach dem Anderen in die Quere kam und wir viel zu viel Zeit unter Motor verbrachten, werden wir die Tage sehr positiv in Erinnerung behalten. Wir durften sehr viel lernen und einige neue Dinge aufschnappen. Mathias und Sybille haben uns mit Ihrer Offenheit  und gutmütigen Freundlichkeit auf eine sehr schöne Weise an Ihrem Leben teilhaben lassen und wie Mathias sagen würde, Ihr Glück auf diesem sehr schönen Schiff mit uns geteilt. Wir haben uns sehr gefreut dass Ihr uns mitgenommen habt und sind sehr dankbar für die tolle Zeit hier. Für eure weiteren Abendteuer, wünschen wir euch ganz viel Spaß, schönen Wind und dass alles so kommt wie ihr es euch vorstellt. 

Autoren: Pia, Justin und Carlo
Anleger Bierchen in Arrecife

Bundesligasegler:innen eingetroffen

Gestern Abend um 20:00 Uhr sind Pia, Justin und Carlo von unserem Heimatclub WYC Friedrichshafen mit dem Zug aus Faro angekommen. Sie haben Lust und Zeit mit uns auf die Kanarischen Inseln zu Segeln. Sie sind im Alter unserer Kinder und alle drei Bundesligasegler:innen beim WYC. Nachdem das Gepäck im Boot abgelegt war ging es sogleich zum leckeren Italienischen Restaurant. Später als 20:30 Uhr durften wir nicht kommen, tatsächlich waren wir die einzigen Gäste an diesem Abend. Wieder zurück an Bord wurde das Boot an Deck begutachtet, da unsere Gäste eine lange Reise hinter sich hatten wurde die Entdeckertour aus den nächsten Tag verschoben.

Um 8:30 Uhr gab es Frühstück . Anschließend wurden anstehende Arbeiten verteilt. Carlo ging in den Mast um die defekte Lampe auszutauschen, Justin assistierte ihm und erledigte nebenher andere Aufgaben. Ein neuer Feuchtigkeitssensor musste in der Segellast montiert, Gummifüße an die hölzernen Bodenplatten der Duschen geschraubt werden. Pia erledigte nötige Spleissarbeiten. Mathias koordinierte all die anderen Gewerke an Bord. Ein Mann schaute nach der Klimaanlage, zwei weitere kümmerten sich um die Redbox und den WLAN Verstärker, ein Dritter kam und brachte das genähte Bimini zurück. Ich half wo es nötig war und bereitete nebenher das Mittagessen vor. Inzwischen war es 14:30 Uhr. Unglaublich was an einem Vormittag alles erledigt werden kann.

Nach dem Mittagessen haben wir mit dem Seilzug von Duncan Wels geübt. Pia, Justin und Carlo haben sich gegenseitig mit der Rettungsweste am Lifesaver und der Beinschlaufe vom Steg aufs Boot gezogen. Ich habe festgestellt, dass es gut und nötig ist, dies regelmäßig zu üben, damit jeder Handgriff sitzt.

Anschließend wurde die Sicherheitseinweisung für die neue Crew durchgeführt. Segelbegeisterte junge Menschen an Bord zu haben macht richtig Freude. Am frühen Abend sind wir zu einem Strandspaziergang mit anschließendem Abendessen im Strandrestaurant aufgebrochen. Dort haben wir das Nationalgericht Cataplana, ein Fisch und Meeresfrüchte Eintopf mit separat gereichtem Reis.

Heute am Mittwoch hat es beinahe den ganzen Tag geregnet. Da wollte der Rigger nicht an unserem Fallenkasten arbeiten. So werden wir ohne Selbstwendefock Richtung Lanzarote starten morgen Früh. Heute Abend kochen wir an Bord und bereiten alles für unsere Überfahrt vor. Laut Wetterrouting werden wir 3,5 Tage benötigen. Wir haben uns entschieden morgen zu starten, da wir dann weniger Motoren müssen zum Ende hin. Dafür werden wir zu Beginn sicher genug Wind haben. Etwas weniger wäre auch okay gewesen, aber alles kann man nunmal nicht haben. So wünscht uns Glück und gute Gedanken. Hoffen wir dass es Rasmus gut mit uns meint. Melden uns wieder wenn wir auf den Kanaren angekommen sind. Das müsste am Sonntag Vormittag sein.