Endlich wieder unterwegs

Autor Mathias, Fotos Sybille

Endlich war es am Donnerstag soweit. Eine besondere Zeit im RCNP dem königlichen Yachtclub in Palma ging zu Ende. Morgens wurde noch Frisches eingekauft und die letzten Arbeiten an der Technik abgeschlossen. Frei ohne konkrete Termine ließen wir nach dem Mittag RCNP hinter uns im Kielwasser. Ein leichter Wind schob uns in der Bucht von Palma voran. Am Horizont waren verschieden Gruppen von Segelbooten mit schwarzen Segeln zu sehen. Die COPA del REY wird Ende Juli hier stattfinden und warf ihre Schatten bereits voraus.

Unsere Absicht für diese erste Übernachtung auf dem Wasser war Ruhe haben, baden, blaues klares Wasser und etwas Platz zum Nachbarn. Nach einigem Abwägen fiel unsere Wahl für diesen ersten Schlag auf die weite Sandbucht Es Trenc im Südosten von Mallorca. So lagen 24 nm vor uns. Genau das Richtige für uns, wenig Welle, etwas Wind, Sonne und Wärme mit einem reizenden Ziel vor Augen. Zu zweit zogen wir unsere Bahn. Sybille auf der hohen Kante sitzend die Sonne und den Wind spürend. Mathias abwechselnd am Steuer, am Ipad oder neben Sybille sitzend, herunterkommened.

Am Abend fiel der Anker in eine helle Fläche Sand im azurblauen Wasser. Bei 8 Meter Tiefe wurden 50 m Kette gesteckt. Es folgte voller Freude der Sprung in diese riesige Badewanne mit so schönem warmem, salzigem und klarem Wasser. Danach duschen, trocknen an Deck, schauen was so alles um einen herum in der Bucht zu sehen ist. Ankommen im Urlaub auf dem Boot. Zum Sonnenuntergang gab es aus Sybilles Küche leckere Hühnchenschlegel mit Reis. Endlich mal wieder zu Hause essen. Nach sechs Wochen Gastro gibt das so ein Gefühl von daheim und selbstbestimmt.


Nun liegt der Anker schon den vierten Tag an der gleichen Stelle. Die Bucht ist die Selbe. Lediglich der Verkehr auf dem Wasser während des Tages wie auch ein Teil der Nebenlieger ändern sich.

Und was tun wir so vor Anker. Nichts. Einfach nichts. Okay fast nichts. Etwas telefonieren mit der Familie oder Freunden. Blogs und ein paar Mails durchschauen. Die Muskeln mit der Blackroll oder Yoga geschmeidig halten. Viel schwimmen und schlafen, auf und unter Deck, sowie essen und trinken, insbesondere viel Wasser. (Sybille:😜)

Für lesen ist etwas mehr Raum als in den Wochen davor. Uns beide spricht gerade das Buch EIOLO und IRNADA der Dialog von Gerhard Praher an. Gleich ob Fiktion oder nicht es ist für uns inspirierend.

So ganz im Jetzt bleiben wir nicht. Gedanken, wie nutzen wir die weitere Zeit bevor es Anfang August zurück auf die Kanaren gehen wird, gehen durch den Kopf. Ja Ekke und Maria sowie Gunther in Sardinien zu besuchen stand ganz oben auf der Liste. Der Wettercheck war ernüchternd. Es wurden 5 Tage Flaute für diese 330 nm vorausgesagt. Das hiese zwei Tage motoren und dabei wollten wir doch endlich wieder segeln. So wurde schweren Herzens das Wiedersehen abgesagt und wir bleiben heute nochmal hier.

So vergehen die ersten Tage vor Anker im azurblauen Wasser mit Sandstrand, Karibikfeeling in Europa. Weshalb das Gefühl karibisch genannt wird, ist bei längerem Nachdenken unklar. Dieses MEDgefühl der Wärme, sauberes klares Wasser, heller Sand, leckeres Essen und Trinken, Zirpenlauten, dem stetigen Wind gepaart mit Sicherheit und Sauberkeit ist auch richtig toll. Wir werden schauen wie es uns mit den anderen schönen Plätzen auf der Erde mit warmem Wasser, Strand und Wärme gehen wird. Vielleicht erkennen wir dann wie besonders und einzigartig Europa ist.

Sonnenaufgang heute 6:50 Uhr

Endlich mal das X- SUP ausgepackt…lang, lang ist’s her…und dann gehts baden

Neues aus der Bordküche:

Azukibohnen Frikadellen mit Guacamole, Aioli und frischem Blattsalat

Madeira Impressionen

Nun sind wir schon 6 Tage auf Madeira und haben seit 4 Tagen Besuch von Nico aus Stuttgart und Luis aus Litauen. Das Wetter ist herrlich, wir hatten jeden Tag blauen Himmel und 25 °C, kaum Wind….

Am letzten Mittwoch hat uns unser Hafenmeister Daniela zu einem landestypische Mittagessen in ein Restaurant außerhalb von Funchal gefahren. Anschließend zeigte er uns an seinem freien Tag den Norden und Nord-Westen von Madeira.

Nico…..immer in Bewegung…

Typisches Touristen Programm in Funchal. Mit der Seilbahn auf den Berg fahren und dann von Monte sich mit den Holzschlitten runter fahren lassen. Ein kostspieliges, jedoch sehr empfehlenswertes Erlebnis.

Die Markthalle von Funchal.

Das “REI da PONCHA” ist unser ” last Point of the day”, Besten Dank für den Tipp an Carmen und Andreas. Nach dem Essen noch einen Poncha trinken, oder zwei, oder drei…..das Nationalgetränk hier. Rum Mixgetränk in unterschiedlichen Variationen. Mit Maracuja, Zitrone, Limette, Honig. So viele Vitamine, das ist bestimmt gut für das Immunsystem. 🤣 Das Zuckerrohr wird hier angebaut und zu Rum weiterverarbeitet.

Morgen machen wir eine Ausfahrt mit einem großen Katamaran von SEA BORN um Wale, Delfine und Schildkröten zu sehen. Der Kat liegt im Hafen neben uns, die Mitarbeiter sind sehr nett und haben viel Freude an unserer X-Yacht. So dachte ich, ich lade die Familie zum Ausflug ein. Wir könnten ja auch selber rausfahren, Gast sein ist mal eine Abwechslung für uns.

Urlaubsfeeling auf der PURE FUN

Es geht uns echt gut hier in der Marina Rubicon. Warum sind wir eigentlich noch hier? Ach ja, Hafengebühren waren für 4 Wochen günstiger, Mathias ist ja Schwabe….es ist schön hier und wir warten noch auf Ersatzsegel. Normale Lieferungen sind hier sehr viel aufwendiger. Die Kanaren sind spanisch, aus steuerlicher Sicht jedoch auch etwas ganz besonderes. So geht hier jede Lieferung aus der EU durch den Zoll auf den Kanaren. Die Dauer ist schwer absehbar.

Wir verbringen unsere Zeit mit schlafen, lange frühstücken, etwas Yoga oder Streching und für ein paar Stunden segeln mit anschließendem Baden in der Papagayo Bucht, abends wieder rein in den Hafen mit essen an Bord oder in einer der umliegenden Hafenrestaurants. Richtig gechilltes Urlaubsfeeling.

Am Sonntag den 8.1.23 segelten wir zwischen Lanzarote und Fuerteventura hin und her um die Boote des RORC Transatlantik Race ganz nah erleben zu können.

Heute am 17.1.23 sind die ersten Monohulls schon angekommen, das deutsche Boot Black Pearl mit Stefan Jentzsch kurz vor dem Ankommen. Von außen betrachtet fühlt sich das sehr schnell an.

Natürlich hatten wir auch weiterhin fleißige Helfer an Bord. Manuel unser sympathischer und kompetenter Segelmacher von LANZAROTE SAILS, der eigentlich nie Zeit hat und uns dennoch immer wieder hilft. Auch am Anker benötigten wir nochmal einen Fachmann sowie einen Sensor, das uns von unserem Besuch aus Deutschland mitgebracht wurde. Da das mit dem Postweg hierher sehr langwierig ist, hatten unsere Freunde viele Kilo Gepäck für uns dabei, unsere neuen 230 cm langen Segellatten für die Genua, die anderen hängen noch bei der Abfertigung, wie auch neuen Hochland Kaffee.

Seit letzten Freitag sind Anna und Hanno aus Stuttgart an Bord. Sie wären jetzt, wäre alles nach Plan gelaufen mit uns und Evelyn auf dem Atlantik unterwegs. Die ARC ging letzten Sonntag los, ohne uns. Den Start so aus der Ferne zu erleben war schon nochmal sehr traurig….aber so ist es nunmal.

So genießen wir nun eine gemeinsame Woche hier auf Lanzarote. Gestern hatten wir die Idee 35 nm nach La Graciosa hoch zu segeln, dort über Nacht zu Ankern um am nächsten Tag zurück zu segeln. Da zuvor noch Segellatten gekürzt und in die bereits angeschlagene Genua eingebracht werden mussten, legten wir erst um 13:30 Uhr in der Marina ab. Das war natürlich reichlich spät für diesen Törn.

Auf dem Törn nach La Graciosa hatten wir einen schönen Upwind Kurs mit ca. 20 Kn Wind uns 1-3m Welle. Schönes aktives segeln.

Mir war, da nichts mehr gewöhnt, wie so oft etwas flau im Magen. Das kenne ich schon, dauert ein paar Stunden, dann ist es vorbei. Also beschloss ich mich unten etwas aufs Ohr zu legen. Während dessen dreht der Wind zu unseren Ungunsten und wurde schwächer. So wurde die errechnete Ankunftszeit immer später und am Nachmittag entschieden wir den herrlichen Wind zu nutzen um mit vollen Segeln zügig vor dem Wind in die Marina zurückzukommen. So segelten wir entspannt mit 9 kt Speed vor dem Wind. Es machte so viel Spaß in dem leichten Wind, bei angenehmen 25 Grad die Gischt am Bug fliegen zu sehen und mit den Wellen zu segeln. Abends am vertrauten Liegeplatz angekommen wurde mit Cerveza und Wermut mit Orange und Eis auf den schönen Segeltag angestoßen.

Streifzüge durch Cascais und Stand der Technik

Während Mitarbeiter der Yanmar Vertretung unserem Motor neue Füße verpassten, machten wir uns auf den Weg die große Welle zu betrachten, die es seit gestern Nacht ganz in der Nähe geben sollte. Im Hafen schwankte und schaukelte es auch beachtlich letzte Nacht. Da die neue Pumpe für unsere Heizung erst Montag ankommen wird muss dieses Wochenende mehr gekuschelt werden, damit es warm wird.

Ein Foto für die Technik Liebhaber……ansonsten ist der heutige Beitrag eher Kultur orientiert.

Es ist sehr eng im Motorraum und nicht ganz einfach den schweren Motor punktuell anzuheben um ihm neue stabilere Füße zu montieren, damit er ruhiger wird und das “scheppern” aufhört. ( mir fällt leider nur dieser schwäbische Ausdruck ein, er beschreibt es tatsächlich auch am Besten).

Ich freue mich, dass ich meinen Mann mal vom Boot bekomme um mit mir Sightseeing zu machen, denn für gewöhnlich beaufsichtigt er lieber die Arbeiten an Bord. Die Erfahrung zeigte, dass dies durchaus sinnvoll ist, daher will ich mich auch nicht beschweren, sondern mich freuen, dass es heute einmal anders ist. Auf dem Weg zum Tor am Ende unseres Steges ruft uns einer der Hafenmeister etwas zu….”Security, Security,….!”, wir sollten bleiben wo wir sind, ein Dinghy würde uns abholen, dies sei eine Übung, alle Personen im Hafen zu evakuieren. Aha….na, dann! Da kam das Dinghy schon angefahren, mit an Bord, Steen, der X-Yacht Mitarbeiter, ihn haben sie bereits “abgeborgen”. Wir waren froh, dass sie die 3 Yanmar Mitarbeiter unter Deck nicht gefunden haben, so dass diese wenigstens weiterarbeiten konnten. Wir wurden zum anderen Ende des Hafens gefahren. Dort durften wir an Land. In einer Stunde durften wir zurück an Bord. Steen blieb nichts anderes übrig als einen Cafe zu trinken, wir machten uns auf den Weg die “Wellen” zu begutachten.

Bisher war hier ganz ruhiges Wasser zu sehen. Jetzt bricht sich hier diese Welle, obwohl wenig Wind ist. Die Auswirkungen spüren wir auch im Hafen. Ist wahrscheinlich die Auswirkung einer Wetterlage weiter draußen auf dem Atlantik.

Diesen Buddha entdeckten wir heute, er hat mir sehr gut gefallen. Ihn hatten wir bisher nicht entdeckt, da wir sonst einen anderen Ausgang benutzten.

Auf dem Weg zur “Welle” kamen wir wieder an diesem wunderschönen Märchenschloss ähnlichen Haus vorbei.

Das “Museum Condes de Castro Guimarães”. Ein Kunstmuseum in einem historischen Bauwerk, steht im Internet. Dieses Foto habe ich vor Tagen am Abend aufgenommen. Heute hatten wir die Möglichkeit es zu besichtigen.

Die Besichtigung hat sich sehr gelohnt. Das Haus war in sehr gutem Zustand und bot einen wunderbaren Einblick in den Prunk der damaligen Zeit 1900-1920. Man hat gezeigt, was man sich leisten konnte. Alle Zimmer bis auf das Schlafzimmer wirkten sehr gemütlich und einladend. das Schlafzimmer, war nüchtern und wenig einladend…..diese Art der Vergnügung wurde wohl eher außer Haus gelebt. Eine Vermutung…..vielleicht habe ich schon zu viele Romane über diese Zeit gelesen.

Es war sehr angesagt teures Porzellan aufzutischen, die Möbel in China und Indien bauen zu lassen. Nicht zuletzt kamen durch den Hang zur Prunksucht auch Komfort in diese Häuser. Das Tafelservice auf dem Foto wurde Ende des 19 Jahrhunderts in Paris von der renommierten Firma Bointaburet hergestellt und war inspiriert von Modellen des 18. Jahrhunderts.

Nun noch ein paar Kunstwerke, die mir sehr gut gefallen haben.

Als wir zurück kamen wurde der Motor mit den härteren Füßen getestet. Beim Probestart zeigt sich schnell wie filigran die Technik auf so einem Boot abzustimmen ist. Ergebnis war leider wenig befriedigen. Es war schlimmer als zuvor…..Lösung: nochmal andere Füße bestellen, länger in Cascais bleiben und sie nächste Woche einbauen lassen und testen. In Abstimmung mit uns arbeitet die Werft an unserem Boot an der Optimierung des Antriebsstrangs, so die sachliche, technikaffine Sicht. Und so die emotionale Sicht, Ohm….wie gut, dass so ein großer Buddha im Hafen steht….

Steen der großartige Mitarbeiter aus Dänemark musste heute zurückfliegen. Deshalb waren wir gestern Abend mit ihm lecker portugiesisch Essen zum Abschied. Und da für die nächsten beiden Tage Sonnenschein vorhergesagt wurde nutzen wir die freie Zeit um endlich nach Lissabon zu fahren. Von hier mit dem Zug alle 15 Minuten in nur 20 Minuten erreichbar. Darauf freuen wir uns sehr. Handwerker kommen erst am Montag wieder. Wir haben ein freies Wochenende vor uns. Ich bin so auf den Weihnachtsmarkt gespannt der hier gerade aufgebaut wird. Irgendwie surreal für mich. 18C°, Sonnenschein, Strand…und dazu Lichterketten, Weihnachtsbäume aus Plastik……mal sehn ob es auch Glühwein geben wird, oder vielleicht doch Sangria?

Euch zu Hause wünschen wir auch ein schönes Wochenende, einen schönen 1. Advent und endlich mal wieder Weihnachtsmarkt.

Nazaré, Riesenwellen und mehr?

Autor: Mathias

Für die Schnellleser kurz gesagt, es geht uns gut, es gab hier in Nazaré in den fünf Tagen einen mit Wellen von 8 bis 10 Meter samt Surfern, zwei Tage reichen hier und die neue OCEAN FILM Tour Vol. 8 hat auch ganz tolle Filme dabei. In der Ausgabe Dezember von Yachting Monthly gibt es mit uns und unserer PURE FUN einen tollen Artikel von Rachael Sprot zu verschiedenen Downwindsegeln und deren Einsatzschwerpunkte. Richard Langdon von OCEAN IMAGES hat beeindruckende Bild dazu gemacht. Im September schrieben wir schon dazu.

Nun für alle, die etwas mehr mitgenommen werden möchten. Fünf Tage in Nazaré gehen nun zu Ende. Nazaré, Praira do Norte grüßt mit Welcome to the biggest Waves in the world. Einer der Orte der mich schon lange rief. Bilder des roten Leuchtturms mit einer riesigen Welle dahinter und eine dünne weiße Spur in der Welle stehen da für mich. In so manchen maritimen Kalendern gibt es dieses Motiv. Ja das ist hier, hier in Portugal. Für uns ganz praktisch zwischen A Coruna und Lissabon / Cascai an der Atlantikküste gelegen.

Unweit des Leuchtturms Farolim da Nazaré, wie er offiziell heißt, geht es in den Hafen des Clubs Naval Da Nazaré. Da lagen wir nun fünf Tage bei sehr wechselhaftem Wetter ruhig. Es gab Sonne und ganz viel Nieselregen bei 23 Grad. Wir verbrachten mehr Zeit als bisher unter Deck. Sybille kochte lecker und wir konnten unseren Entfeuchter mal testen. An Bord gibt es zwei davon. Einer bei den Segel und einer für den Salon. Der für innen funktioniert und sorgt für angenehmes Klima trotz Regen. War auch zwischendurch mal nötigt.

Am Dienstag gab es auf Windy eine Alarmmeldung für diese Küste. Es sollen Wellen mit 4 bis 5 Meter kommen, alle Achtung. Diese neuen Funktionen informierten uns über Vorhersagen, die wir gar nicht aktiviert haben. Sollen irgendwie helfen oder auch nur den Alarmpegel erhöhen.

Für Wetter nutzen wir PredictWind. Für unser Routing geht der Blick auf die Vorhersagen von Wind, Boeen, Regen und klar auch Wellen. Wir sind hier am Atlantik und hier hat es typischerweise Wellen aus nordwestlicher Richtung. 2 bis 3 Meter ist eher klein, 3 bis 4 Meter sind für uns eher normal und wenn dann mal 5 Meter oder mehr angesagt werden, dann bleiben wir drin und es geht zu einem anderen Zeitpunkt los. Aber deswegen auf dem Handy so eine Alarmmeldung zu geben ist für uns eher erstaunlich.

Die Wellenhöhe wird durch Wind, durch eine lange Strecke über die sich eine Windwelle zu Dünung wandelt, durch Strömung, durch Veränderungen des Untergrundes / Tiefenprofil des Meeresboden, Rückfluss von vorhergehenden Wellen sowie wenn die Richtung der Wellen / Wind / Strömung oder Untergrund mal nicht miteinander gehen, beeinflußt. Und all das kommt hier am Leuchtturm des Praia da Norte ab und an zusammen. Die ungehinderte Atlantikdünung aus Nordwest, ein Küstenrelief mit einem schnellen Absinken der Wassertiefen bzw. schnellen Anstieg des Unterwasserbodens, reichlich Wind und dann genau hier zwischen Hafen und Leuchtturm kommt ein tiefer Unterwassercanyon, also ein Riss der oberen Erdschichten, an die Oberfläche. An dieser Stelle entsteht eine stabile Wellen durch das quer zueinander fließen von kräftigen Wellen aus verschiedenen Richtungen. Das ist so, wie wenn zwei schnell fließende Bäche in den Alpen zusammen kommen und immer an der gleichen Stelle Wellen sind. Bei mehr Wasser halt höher. So ist es hier auch nur eben viel, viel größer.

Die Saison für diese sensationellen Wellen ist zwischen November und April. In diesen sechs Monaten gibt es 8 bis 10 Events an denen versucht wird einen neuen Weltrekord aufzustellen. Für die Anreise haben die Teilnehmer 48 Stunden Zeit und reisen dann aus der ganzen Welt an. Letztes Jahr wurden Wellen mit über 20 Meter abgesurft. Die Surfer werden mit Waterscooter in die Welle gezogen und unten auch gleich wieder aufgenommen und aus dem Gefahrenbereich gebracht. Wir sahen das am Montag in “klein”. Antoni, der Hafenmeister hier, sagte dazu die spielen gerade nur ein wenig. Und das mit Wellen über 8 Meter höhe. War schon beindruckend.

Kleiner schwarzer Punkt, ist der Surfer mit einer Körpergröße von ca. 160-190cm. Im Vergleich zur Welle.

Ansonsten ist der Ort ziemlich langweilig und irgendwie in der Vergangenheit geblieben. Ohne Riesenwelle, ohne Surfer, ohne Sonne, ohne Verweilqualität. Man muss hier nicht wirklich länger sein. Die richtigen zwei Tage hätten gereicht. Gestern wurde im Dorfkino noch die OCEAN FILM TOUR Vol. 8 gezeigt. Der Film von der Unterwasserwelt an der französischen Rivera und der von letzten Volvo Ocean Race mit Boris Herrmann war schon sehr beeindruckend und sehenswert.

Nun wurden wir gefragt weshalb wir als Segler tatsächlich von A Coruna nach Nazaré 12 Stunden unter Motor fuhren und nicht gesegelt sind. Ja das ist so eine Frage die einen inneren Konflikt anspricht. Als Purist stellt sich die nicht. Man segelt entweder solange man möchte / kann oder solange bis das angestrebte Ziel erreicht ist. Als (verkappter) Motorbootfahrer stellt sich die Frage auch nicht. Da geht es mit Motor dahin wohin man möchte oder es sich vorgenommen hat. Wir sind so beides, pragmatische Genusssegler mit wechselnder Form und Geduld. Klar geht auch die Sicherheit vor. Einen Hafen wie den von Nazaré, sollte wenn möglich bei Sicht und Licht angefahren werden. Früh starten in Porto war klar. 5 Uhr starteten wir zu dieser Strecke mit 120 nm. Erwartete Zeit der Ankunft, ETA, war über lange Strecke 16:30 Uhr . Bei Wind unter 10 kt. und fast ohne Welle war der Motor erste Wahl. Wie Sybille schon schrieb frischte nach dem Mittag der Wind auf. Kam jedoch aus einer Richtung die uns nicht ganz nach Nazaré brachte. Dennoch segelten wir. Ich hatte einen Tag ohne Form und brachte unserer Pure Fun nicht wirklich ins Laufen. Dann segelte Sybille und es ging schon besser. Dann zogen auch noch Regenwolken auf und unsere ETA ging auf 18 Uhr. Das hieß Ankunft bei Dämmerung. Das wollten wir vermeiden und nahmen die Segel runter und der Motor ging wieder an. Leider setzte dann auch noch Strömung gegen uns und wir konnten den Rückstand zu unserer gewünschten Ankunftszeit nicht mehr aufholen.

Es zeichnete sich am Nachmittag ab, dass wir bei Dunkelheit mit Regen und wenig Wellen in Nazaré ankommen werden. Okay braucht man nicht, muss man(n) halt durch. Im Hafenhandbuch stand weiträumige Anfahrt (2nm) und ich wollte in den Hafen. Dazu schrieb Sybille schon. Ja ich entschied mich zum abkürzen. Weil es ruhig war, weil die Wellen niedrig waren, weil es ausreichend Tiefe in der ganzen Bucht hatte und unsere X 5.6 äussert seegängig und agil ist.

Unbekannt war, wie die Welle in der Bucht und vor dem Hafen sein wird. Sybille erkundigte sich und ich telefonierte / funkte mit Antonio, dem Hafenmeister. Klar wurde, an dem Tag ist bei dem Wetter die Abkürzung vertretbar. An vielen anderen Tagen würde ich ganz klar die Anfahrt mit 97 ° auf den Hafen vorziehen. Es kann hier in der Einfahrt richtig Welle haben.

Jedoch hörte ich sehr aufmerksam auf Wellen, auf Brandung und schaute nach Gischt. Alles blieb ruhig. Von Antonio wußten wir, er wird da sein und auf welcher Seite Leinen und Fender vorzubereiten sind. Das wurden vor der Einfahrt erledigt.

Ja und dann ging es bei Dunkelheit auf diese grün und rot markierte Einfahrt zu. Es erschien eng. Beide hatten wir ständig die Tiefe, den Plotter und das Umfeld vor uns im Auge. Keine Welle, keine Gischt, hohe Anspannung, nicht wirklich etwas zu sehen ausser den ganzen Lichter des Ortes und irgendwo zwischendrin diese grüne und rote Lichter der Einfahrt. Hinter der Einfahrt kam der Vorhafen, Dunkel, Mauern und eine weitere Lücke hin zum Haupthafen. Der war beleuchtet. Hier werden größere Fischerboote entladen. Funkkontakt zu Antonio um irgendwie den avisierten Liegeplatz zu finden. Alles weiter klappte routiniert. Wir wurden äußerst herzlich willkommen und hatten eine gute Zeit beim Club Naval Da Nazaré.