Endlich wieder unterwegs

Autor Mathias, Fotos Sybille

Endlich war es am Donnerstag soweit. Eine besondere Zeit im RCNP dem königlichen Yachtclub in Palma ging zu Ende. Morgens wurde noch Frisches eingekauft und die letzten Arbeiten an der Technik abgeschlossen. Frei ohne konkrete Termine ließen wir nach dem Mittag RCNP hinter uns im Kielwasser. Ein leichter Wind schob uns in der Bucht von Palma voran. Am Horizont waren verschieden Gruppen von Segelbooten mit schwarzen Segeln zu sehen. Die COPA del REY wird Ende Juli hier stattfinden und warf ihre Schatten bereits voraus.

Unsere Absicht für diese erste Übernachtung auf dem Wasser war Ruhe haben, baden, blaues klares Wasser und etwas Platz zum Nachbarn. Nach einigem Abwägen fiel unsere Wahl für diesen ersten Schlag auf die weite Sandbucht Es Trenc im Südosten von Mallorca. So lagen 24 nm vor uns. Genau das Richtige für uns, wenig Welle, etwas Wind, Sonne und Wärme mit einem reizenden Ziel vor Augen. Zu zweit zogen wir unsere Bahn. Sybille auf der hohen Kante sitzend die Sonne und den Wind spürend. Mathias abwechselnd am Steuer, am Ipad oder neben Sybille sitzend, herunterkommened.

Am Abend fiel der Anker in eine helle Fläche Sand im azurblauen Wasser. Bei 8 Meter Tiefe wurden 50 m Kette gesteckt. Es folgte voller Freude der Sprung in diese riesige Badewanne mit so schönem warmem, salzigem und klarem Wasser. Danach duschen, trocknen an Deck, schauen was so alles um einen herum in der Bucht zu sehen ist. Ankommen im Urlaub auf dem Boot. Zum Sonnenuntergang gab es aus Sybilles Küche leckere Hühnchenschlegel mit Reis. Endlich mal wieder zu Hause essen. Nach sechs Wochen Gastro gibt das so ein Gefühl von daheim und selbstbestimmt.


Nun liegt der Anker schon den vierten Tag an der gleichen Stelle. Die Bucht ist die Selbe. Lediglich der Verkehr auf dem Wasser während des Tages wie auch ein Teil der Nebenlieger ändern sich.

Und was tun wir so vor Anker. Nichts. Einfach nichts. Okay fast nichts. Etwas telefonieren mit der Familie oder Freunden. Blogs und ein paar Mails durchschauen. Die Muskeln mit der Blackroll oder Yoga geschmeidig halten. Viel schwimmen und schlafen, auf und unter Deck, sowie essen und trinken, insbesondere viel Wasser. (Sybille:😜)

Für lesen ist etwas mehr Raum als in den Wochen davor. Uns beide spricht gerade das Buch EIOLO und IRNADA der Dialog von Gerhard Praher an. Gleich ob Fiktion oder nicht es ist für uns inspirierend.

So ganz im Jetzt bleiben wir nicht. Gedanken, wie nutzen wir die weitere Zeit bevor es Anfang August zurück auf die Kanaren gehen wird, gehen durch den Kopf. Ja Ekke und Maria sowie Gunther in Sardinien zu besuchen stand ganz oben auf der Liste. Der Wettercheck war ernüchternd. Es wurden 5 Tage Flaute für diese 330 nm vorausgesagt. Das hiese zwei Tage motoren und dabei wollten wir doch endlich wieder segeln. So wurde schweren Herzens das Wiedersehen abgesagt und wir bleiben heute nochmal hier.

So vergehen die ersten Tage vor Anker im azurblauen Wasser mit Sandstrand, Karibikfeeling in Europa. Weshalb das Gefühl karibisch genannt wird, ist bei längerem Nachdenken unklar. Dieses MEDgefühl der Wärme, sauberes klares Wasser, heller Sand, leckeres Essen und Trinken, Zirpenlauten, dem stetigen Wind gepaart mit Sicherheit und Sauberkeit ist auch richtig toll. Wir werden schauen wie es uns mit den anderen schönen Plätzen auf der Erde mit warmem Wasser, Strand und Wärme gehen wird. Vielleicht erkennen wir dann wie besonders und einzigartig Europa ist.

Sonnenaufgang heute 6:50 Uhr

Endlich mal das X- SUP ausgepackt…lang, lang ist’s her…und dann gehts baden

Neues aus der Bordküche:

Azukibohnen Frikadellen mit Guacamole, Aioli und frischem Blattsalat

Tag 5 in der Marina Rubicon

Wie immer, vergeht die Zeit wie im Flug. Uns gefällt es sehr gut auf Lanzarote. Vor allem das Wetter ist ein Traum. 20-23 C, Sonne und Wind. Der Wind ist im Hafen allerdings etwas anstrengend, da wir Schwell haben, in der Nacht die Schoten auf den Klampen quietschen und es ruckelt und schwankt.

Letzten Donnerstag hat Carlo ein Abendessen mit Simon Diesch vom WYC- Friedrichshafen organisiert. Er ist hier mehrere Wochen um für seine 470er Olympia Teilnahme 2024 zu trainieren. Mit ihm, Carlo und Anna, Simons Trainingspartnerin aus Kiel, fuhren wir nach Femés zum Abendessen. Femés liegt 4 km nördlich von hier am Berg. In der Casa Emiliano war ich früher immer wieder nach einem Strandtag beim Essen. Ich wollte so gerne wieder mal Zicklein oder Kaninchen kosten. Es war sehr nett und lecker. Mit Bodensee’lern kurz vor Weihnachten auf Lanzarote Abend zu essen….war etwas besonderes. Noch dazu mit Seglern, die für Olympia trainieren. Das war nicht nur eine Freude, sondern auch sehr interessant. Simons Eltern, Maria und Ekke Diesch, haben mit ihren Erzählungen über ihre Törns bei den Weihnachtsfeiern oder weiterer Veranstaltungen beim WYC maßgeblich dazu beigetragen, dass wir den Weg zum eigenen Boot und den dazugehörigen Reisen eingeschlagen haben.

links von vorn n. hinten, Carlo Schnetz, Anna Markfort, Simon Diesch

Hier mehr über die Beiden auf Instagram.

#diesch.markfort.sailing Es lohnt sich reinzuschauen. Man bekommt sowenig mit vom Segel Sport. Toll was die Beiden da für Deutschland leisten. Für uns war es sehr interessant wie so ein Alltag von Olympia Segelteilnehmern:innen aussieht. Auch in dieser Bootsklasse, wird Mixed gesegelt. Vielleicht hat einer unserer Leser:innen Interesse die Beiden zu Unterstützen. Auch kleinere Beträge helfen weiter. Sponsoren:innen sind herzlich willkommen sich mit den Beiden in Verbindung zu setzen. Ohne Sponsoren geht es leider nicht. Am Ende einer olympischen Karriere sind die Taschen meist leer…obwohl die Sportler:innen soviel Disziplin, Fleiß und Zeit investierten…was bleibt ist Freude im Herzen und hoffentlich tolle Erinnerungen. Diese Sportler:innen folgen ihrem Herzen, leben ihre Leidenschaft…vertreten ihr Land. Davor haben wir großen Respekt und danken ihnen.

All unsere Mitsegler sind inzwischen nach Deutschland zurück geflogen, dafür haben wir seit Samstag Gäste aus Dänemark. Drei Mitarbeiter der X-Yacht Werft. Sie versuchen alles in Ordnung zu bringen, was nicht in Ordnung ist. Heizung, Rigg, Furler Main und Genua usw. Bericht hierzu folgt nach Abschluss der Arbeiten.

Arbeiten am Rigg

Über die kompetenten Mitarbeiter von X-Yachts sind wir sehr dankbar und glücklich. Es ist keine Selbstverständlichkeit für uns, dass die Werft stehst zeitnahe Hilfe und Unterstützung bietet und geboten hat. Nicht nur mit Mitarbeitern vor Ort wie dieser Tage, auch für die Hilfe per Telefon und Mail sind wir sehr dankbar.

Pure Fun am Liegeplatz in der Marina Rubicon

Wir hatten die Tage noch mehr olympischen Besuch. Leo aus Hamburg hatte soviel Freude an unserem Boot, so bat er um eine Führung. Die bekam er natürlich. Auch er trainiert hier für Olympia, fliegt über Weihnachten und Neujahr nach Hamburg zurück um im neuen Jahr wieder zu kommen.

#leonard.beyer.sailing http://www.leonardbeyersailing.com

Auf Instagram kann man Leo mit Segelpartnerin auf einer Nara 17 sehen. Das einzige olympische Boot, das aus 2 Rümpfen besteht und inzwischen auch foilt. Es wird Mixed gesegelt. Auch beim Segelsport ist die Frauenquote einzuhalten. Mehr dazu findet ihr auf Instagram oder Leo’s Homepage. Vielleicht hat ja jemand Interesse weiterer Sponsor:inn von Leo zu werden.

Nun noch ein paar Bilder von Lanzarote:

Grüne Lagune bei El Golfo
Links sieht man Fuerteventura
Blick vom Mirador del Río nach La Graciosa

Montag kam die Biskaya Crew

Montag Vormittag war Wäsche zu waschen um die Kabinen für unsere drei Crew Mitglieder aus Deutschland vorzubereiten. Mathias lag leider seit Sonntag Abend mit Grippalem Infekt im Bett. Unsere Crew-Mitglieder Evelyn, Bernd und Andreas wollten trotzdem kommen.

Mir war somit am Montag nicht langweilig…der Segelmacher kam um das reparierte Segel zu bringen und zu testen. Das Großsegel Elvstrom musste noch beschriftete werden, Wasser musste aufgefüllt, das Boot geputzt, und Infos an Mathias weitergegeben werden, der mit X-Yacht Dänemark Email Kontakt hatte wegen Wasser in der Dingi Garage und dem Autopiloten. Wir werden super unterstützt von X-Yacht, so dass das Boot bald bereit ist England zu verlassen. Ich habe alles geschafft, das war ein gutes Gefühl.

Um 14 Uhr kam Evelyn unser 1. Crew Mitglied an. Sie war eine tolle Unterstützung beim Einkaufen, Segel bekleben usw. Während wir beim Segelbedarfladen Force4 eingekauft haben, kamen die beiden Männer aus Hamburg an. Bernd und Andreas. Nun sind wir komplett. Am ersten Abend waren wir ohne Mathias im Hafen essen, da er nochmal das Bett hüten musste um schnell fit zu werden.

Am Dienstag hat sich Bernd mit Andreas um unsere Try Segel Schiene am Mast gekümmert, während ich mit Evelyn beim Einkaufen war. Wir haben 40 2l Flaschen Wasser an Bord geschafft und Lebensmittel für mehrere Tag eingekauft. Am Nachmittag ging es zum Segeln um den Autopiloten zu testen, der am Sonntag immer wieder ausstieg. Bernd stellte fest, dass da etwas mechanisches nicht stimmte. So fuhren wir nach Hample Point um Julian von X Yachts GB an Bord zu nehmen, der sich dem Problem annahm. Er hat herausgefunden an was es lag und konnte es direkt vor Ort gemeinsam mit Bernd reparieren.

Anschließend fuhren wir zurück in die Ocean Village Marina…das heißt wir wollten zurück fahren, denn in der Hafen Einfahrt ruckelte es komisch und wir schauten erstaunt auf die Tiefenanzeige…2,2m! Ich machte keine Fahrt mehr nach vorne, dachte zuerst an Gegenströmung, aber nein, wir steckten fest. Wie geht das denn? Der Tidenhub ist hier nicht zu unterschätzen, das wissen wir, aber laut Navionic Karte ist es auch bei Niedrigwasser möglich für uns einzufahren. Wir sind da schon so oft rein und raus gefahren, nur im Moment ist Vollmond und der Niedrigwasser Pegel ist niedriger als normalerweise. Also hab ich den Rückwärtsgang eingelegt und versucht mit Vollgas wieder raus zu kommen. Hat dann zum Glück geklappt. Ich habe dann das Steuer lieber an der erfahreneren Bernd abgegeben. Nach einem Anruf beim Hafenmeister bekamen wir die Info, dass wir nahe an der Hafenmauer fahren sollen, da wäre es am Tiefsten. Das ging anfänglich ganz gut, bis wir wieder stecken blieben. Also nochmal mit Vollgas rückwärts. Der Hafenmeister funkte uns an und sagte, wir sollen an den Plätzen für die “wirklich” großen Boote mit 80 ft und mehr anlegen, da wäre es tief genug für uns und wir müssten nicht durch den Hafen fahren. Das haben wir dann gemacht, auch wenn “unser” Platz schöner gewesen wäre. Nun lagen wir zwischen den “Großen”. Egal, der Tisch im “Baylaf”, war reserviert und wir freuten uns auf leckeres indisches Essen. Also gingen wir schnell los. Nach dem Abendessen, das wie immer sehr lecker und scharf war, zeigten wir unserer neuen Crew noch die “Dancing Man Brewery”. Ein toller typisch englischer Pub. Nach 4 Wochen Southampton kennen wir uns inzwischen ganz gut aus und laufen durch die Gassen als wären wir hier daheim. Uns war bewusst, dass das vorerst der letzte Abend in Southampton war. Nun heißt es Abschied nehmen. Die Tage in England gehen vorerst zu Ende, aber wir kommen wieder. Ich hoffe es sehr, denn mir gefällt es hier wirklich sehr.

Wir sind sehr glücklich mit der Wahl unserer Crew. Vielen dank, dass ihr mit uns segelt, Euer Wissen und Eure Erfahrung einbringt, mit uns lacht, segelt und feiert. Ich wünsche uns eine wunderschöne gemeinsame Zeit auf dem Wasser. Evelyn hat Sherry mitgebracht und wir haben heute Rasmus, dem Gott des Windes, einen Schluck gegeben, damit er uns wohl gesonnen ist auf unserer Reise von England nach Süden. Toll, dass ihr da seit.

Auch Mathias geht es inzwischen besser und so haben wir uns heute auf den Weg nach Cowes gemacht um dieses schöne englische Segelstädtchen zu zeigen. Hier haben wir frisches Obst und Gemüse gekauft, damit wir für unsere anstehende mehrtägige Überfahrt leckeres frisches Essen haben. Und nun geht es zum Abendessen.

frisches Obst und Gemüse im Salon der PURE FUN

Erste Tests erfolgreich

Die ersten Tests sind nun abgeschlossen. Wir sind beeindruckt, wie perfekt das Boot aus der Fertigung kam. Die Liste der Nacharbeiten und Optimierung ist für ein Boot dieser Komplexität und Größe kurz. Zur Freude Aller. Seit Montag früh 8 Uhr arbeiten Spezialisten der verschiedenen Bereiche, systematisch, gut organisiert und bestens gelaunt ihre Arbeiten auf der Pure Fun ab. Die persönlichen Gespräche mit den Projektverantwortlichen Torsten und John, sowie der Austausch mit Kraen, Lone, Torben und all den vielen Facharbeitern haben uns das Gefühl gegeben ein Teil der X-Yacht Familie zu sein. Wir erleben Professionalität, Leidenschaft und Kundenorientierung auf höchstem Niveau.

Der Abschied in Dänemark, um noch einmal nach Stuttgart zurück zu fahren, fiel uns schwer. Jedoch zwei schöne Feiern stehen uns bevor. Zum einen feiern wir den 70. Geburtstag meiner Mama und es wird eine Abschiedsparty für Freunde und Familie geben bevor es am Montag zurück nach Dänemark geht.

Einwasserung am 13.07.2022

Ganz früh am Morgen kam der Kran und beförderte unsere PURE FUN in ihr Element – das Wasser. Wir sind extra zu diesem Ereignis nach Haderslev gefahren um dabei zu sein. Das war sehr bewegend und mir kullerten ein paar Tränen über die Wangen. So langsam wird es immer konkreter. Der Traum beginnt Wirklichkeit zu werden. Was wir doch für Glückspilze sind! Sehr, sehr dankbare noch dazu.