2 Tage Porto und die Fahrt nach Nazaré

Wir sind am Donnerstag letzte Woche mittags bei herrlichem Sonnenschein um 13:30 Uhr in Porto angekommen. Etwas müde von der durchgesegelten Nacht, räumten wir das Boot auf, putzten und genossen den Sonnenschein an Deck. Am Abend gingen wir im Stadtteil São Pedro da Afruada, in dem sich auch unser Hafen befand in ein leckeres Fischrestaurant. Die Stadt Porto wird durch den Fluss Rio Douro geteilt. Gaia befindet sich auf der südliche gelegeneren Seite. Ebenso wie viele Portwein Kellereien. 300m von unserem Liegeplatz entfernt waren die besten lokalen Fischrestaurants Portos. Viele kamen mit dem Auto extra hierher. Der Fisch wurde vor den Restaurant’s auf großen Holzkohle Grills zubereitet. Typische Beilage waren hier kleine Kartoffeln in der Schale gegart. Diese kannte ich bisher nur von den Kanaren. Gegrillt wurde frischer Fisch in allen Größen und Arten, Spieße mit Scampis und kleinen Tintenfischen. Zur Vorspeise aßen wir gerne Oktopus Salat mit frischen Zwiebeln, Essig und Öl. Als Hauptgericht einen gegrillten Fisch für 2 Personen. Zum Dessert gab es einen 10 Jahre alten Portwein. Dies war die Empfehlung unserer Kellnerin.

Porto ist eine wunderschöne, lebendige Stadt mit vielen Strassenmusikern, gut erhaltenen alten Häusern, moderner Architektur, Portwein Kellereien und vielen Touristen. Die Stadtteile links und rechts vom Rio Duoro sind durch 2 Brücken miteinander verbunden. Die Brücken werden von Fußgänger, Autos und Zügen genutzt. Eine neu restaurierte Markthalle hat uns sehr gut gefallen. Hier konnte man sich einen Portwein im Glas kaufen und damit umher gehen…zum Stand mit Fischkonserven zum Beispiel…dort konnten wir dann unterschiedliche Geschmacksrichtungen von Fisch in Dosen probieren. Frisch schmeckt er uns auf jeden Fall besser. Mit einem Glas Portwein in der Hand auf dem Markt herum zu bummeln hat uns sehr gut gefallen…das könnte man in Stuttgart vielleicht auch einführen…

Porto ist auf jeden Fall eine Reise wert. Uns hat es sehr gut gefallen. Wir hatten Temperaturen von 16-24 C im November und herrlichen Sonnenschein, was will man mehr im November….was gar nicht zu uns passte, war, dass wir keinen Portwein gekauft und auch keine Portwein Verkostung gemacht haben. Wir fanden, dass uns der Portwein schon nach einem Gläschen zu Kopfe stieg und uns müde machte, da ist es uns angenehmer einen Wermut auf Eis zu trinken.

Wir studierten wie jeden Tag die Wettervorhersage. Gute Abreisebedingungen waren für Sonntag und Montag angesagt. Da es im Hafen viel Schwell hatte und die Schoten nachts so sehr quietschten und ächzten beschlossen wir Sonntag ganz Früh nach Nazaré aufzubrechen. So standen wir um 5:00 Uhr startklar in Ölzeug an Deck und legten zusammen bei Dunkelheit ab. Aufgrund der kühlen Temperaturen bei Nacht und dem gemeldeten Regen entschieden wir uns für unser Musto MPX Ölzeug. Darin sind wir warm und wasserdicht verpackt. Nach dem wir den Hafen verlassen hatten durfte ich wieder ins Bett und Mathias übernahm die erste Schicht bis 8:30 Uhr. Dann war ich an der Reihe. So wechselten wir uns wie gewohnt alle drei Stunden ab. Leider haben wir bei dieser Überfahrt keine Delfine gesehen, dafür aber zum Glück auch keine Orcas.

Fast 13 std. Motoren ist mit der Zeit irgendwie eintönig. Da wir nur eine Welle von 1 m zeitweise 2 m hatten konnte ich mein Buch nebenher fertig lesen. Das war auch schön. Nach Nazaré sind es 120 sm, wir werden ca. einen halben Tag unterwegs sein. Da der Wind mit 10-15 Kn und einem Windeinfallswinkel von 0-20° kam, mussten wir Motoren. Zwischendurch kam er dann aus 25°, also versuchten wir es mit Segeln. Wir mussten kreuzen und es ging mehr schlecht als recht vorwärts, also holten wir die Genua wieder ein und fuhren weiter unter Motor. Diese Aktion kostete uns eine Stunde, was bedeutete, dass es fast dunkel war bei der Ankunft um 18:30 Uhr. Das wollten wir eigentlich verhindern, da Nazaré der Ort mit der höchsten Welle der Welt ist und die Literatur empfiehlt 2 sm offshore mit 97° die Ansteuerung zu beginnen. Mathias und ich waren uns nicht ganz einig. Mathias fand das bei ruhiger See und kaum Wind übertrieben, ich war eher Sicherheit orientiert. Da Mathias das ja auch ist, wollte ich seine Bedenken nicht ignorieren. Ich fragte Carla die wir in Porto am Steg kennengelernt hatten per sms um Rat. Sie ist mit ihrem Mann auch schon durch die ganze Welt gesegelt, kommt aus Venezuela und wohnt seit einigen Jahren in Porto. Sie kannte das Gebiet sehr gut und war schon oft in Nazaré. Auch Mathias Nichte Lisa fragte ich an, da sie erst vor ein paar Wochen mit dem Boot in Nazaré war. Lisa sah meine Nachricht erst am Abend. Carla antwortete nach 30 min und meinte, dass es bei diesen Wetterbedingungen nicht nötig sei 2 sm außerhalb mit der Ansteuerung zu beginnen. Also begannen wir ca 1 sm offshore und das hat prima geklappt. Der Grund dies zu tun liegt an einem Unterwasser Canyon der weit draußen beginnt und sich bis zur Hafeneinfahrt hin zieht. Kurz vor der Hafeneinfahrt 120m Tiefe zu haben ist ungewöhnlich. Mehr zu Nazaré, der Welle und dem Canyon wird Mathias schreiben.

Der untere Teil von Nazaré, hinten im Bild ist die Hafeneinfahrt

A Coruna nach Porto, eine Nachtfahrt entlang der Costa da Morta

Eindrücke von Mathias:

Die Fahrt von A Coruna, Spanien, nach Porto, Portugal geht nun nach 25 Stunden auf dem Wasser zu Ende. Den größten Teil der Strecke entlang der Costa da Morta machten wir unter Motor und ließen den Autopiloten steuern. Der Wind kam eigentlich immer mit 2 bis 12 kt von vorne. Die langen Atlantikwellen mit 1 bis 4 Meter schoben von hinten. Anders als noch im Gezeitenrevier von England hatten wir hier nun die Strömung mit 1 bis 2,5 kt von der Seite oder von vorne und bremste uns eher. Das Wasser hatte 19 Grad und die Luft zumindest 14 Grad.

Geschützt mit Musto MPX, Schwimmwesten, Spinlock Lifebelt, Wollmütze, Stiefeln und Wolldecke verbrachten wir die Zeit im Cockpit oder im Salon auf dem abgesenkten Tisch. Wir wechselten alle drei Stunden. So hatten Sybille und ich je zwei Wachen bei Nacht. Mal zeigte sich der Vollmond, kurz war schlechte Sicht und selten Nieselregen.

Bei Muxia hinterließen wir einen gesegneten Gruß.

Für mich ist so eine Fahrt spannend und freudig neugierig. So der Küste entlang zu fahren ist für mich kurzweilig. Es kommen Erinnerungen an andere Reisen hoch. Orte die wir letztes Wochenende von Land aus besuchten sahen wir nun von See. Oder auch Bilder der Reise mit den Hurtigruten von Kirkenes nach Solver mit Uli und Paula sind präsent. Es ist wie auf einem Kreuzfahrtschiff nur viel näher am Wasser und man macht alles selber. Es ist bei so einer langen Küstenfahrt viel Zeit zum Schauen, Dösen und Träumen.

Wenn es hell wird bin ich ganz gespannt was zu entdecken ist. Die Bojen der Fischernetze werden sichtbar. Hier teilweise fast so eng an unserem Fahrwasser wie ich es vor Jahren in Maine schon hatte. Mit unserer X Yacht ist es etwas unproblematischer. Wir haben keine überstehende Auslässe und zur Not an der Welle vor der Schraube ein extra scharfes Messer. Je näher die Küste kommt und klarer sich zeigt, geht meine Aufmerksamkeit zur Küstenform und Beschaffenheit. Gibt es Sand oder Fels? Wie ist die Bebauung? Wie riecht es, welche Vögel sind zu sehen? Was erscheint bekannt oder ist ganz anders als bisher gesehen. Heute Nacht kam noch der Grenzübertritt hinzu. Welche Anforderungen kommen von der Küstenwache. Heute Nacht kam eine Nachricht über das AIS zur Angabe der Position. Vielleicht war diese für uns. Egal die Mail wurde erledigt. Blieb bisher unbeantwortet. Zum Grenzübertritt gehört auch das Tauschen von Gastlandflaggen. Das ist für mich ein besonderer Moment, den ich selber mache.

Der erste Kontakt hier war gestern zum Hafen. Sehr freundlich wurde uns ein Hafenplatz in der Marina Rio Douro zugesichert. Heute früh passierte uns ein kleines Fischerboot sehr nah mit hoher Geschwindigkeit. Zeit für einen Gruß. Hier war er besonders freundlich. Ein kurzes Abstoppen, winken, aus dem Führerstand kommen nochmals freundlich grüßen und gleich ging es mit der Gleitfahrt weiter.

Jetzt steht die Ankunft im Hafen an. Es wird das Großsegel eingerollt, die Leinen und Fender vorbereitet, die Karte wie auch der Funkkanal geprüft und dann geht es rein. Jedes Mal ist es anders. Jedes Mal ist es zum ersten Mal und jedes Mal ist es etwas aufregend. Wir zwei bekommen das inzwischen richtig gut hin. Sicher auch heute im Rio Douro. Die Tide haben wir perfekt getroffen. Wir laufen mit wenig Strömung mit uns ein. Sybille wird dieses Mal das Hafenmanöver fahren und ich werde funken und die Leinen bedienen. So wie mit Bärbel, Erick und Rachael gelernt und geübt. Alles vorbereitet, Hafen frei anfahren, gegen die Strömung anlegen, „Slow is Pro“, keiner springt, alles wird in Ruhe gemacht und von Bord aus festgemacht.

So geplant und so gemacht. Es hat prima geklappt. Sonne, 25 Grad und ein sehr freundlicher Mitarbeiter der Douro Marina heißen uns in Portugal willkommen.

Jetzt wird aufgeräumt, Reste gegessen, geduscht und ausgeruht.

Euch Lieben in A Coruna, vielen Dank für all Euer leckeres Essen, den Cafe Liquör, die Tarta de Abuela, Eure professionelle Arbeit und persönliche Unterstützung von Radu, Carlos und Chuny in der Werft Varadero Marina Coruna. Wir haben Euch alle sehr lieb gewonnen.

Vorbereiteter Schlafplatz im Salon

Mathias löst die Leinen am Steg in A Coruna, Mathias bei setzen der Segel, Vollmond bei Nacht auf dem Meer.

Unser Beitrag an die Erde und Meere….im Auftrag von Lama Dawa unserem Freund und Buddhistischen Mönch aus Kathmandu. So können nun die Ozeane mit in die Gebete der Mönche aufgenommen werden. Gerade hier im Gebiet der Orca Angriffe war es uns sehr wichtig.

So sehen wir aus, wenn wir die Nacht gesegelt sind und es wieder hell wird.