Am Donnerstag sind wir gegen 11:30 Uhr mit dem Ziel Sines in Cascais losgesegelt. Wir hatten 10-15 Kn Wind, 60-80° Windeinfallwinkel. So beschlossen wir den Code ZERO zu setzten. Wir segelten mit 9-10 Kn Geschwindigkeit unserem Ziel entgegen. Das hat Freude gemacht. Gegen 15:00 Uhr wären wir in Sines angekommen. Da das Segeln sehr viel Spaß gemacht und die Vorhersage gemeldet hatte, dass der Wind um ca. 18:30 Uhr einschlafen wird beschlossen wir die letzten Stunden Wind auszunutzen und direkt nach Lagos weiter zu segeln.



Der Wind schlief tatsächlich pünktlich nach Sonnenuntergang ein und wir mussten den Motor einschalten. Wir genossen auf dem Verdeck sitzend diesen wunderschönen Sonnenuntergang. Das sind unglaublich schöne Momente. Am 2. Dezember in Portugal zu Segeln und diese besondere Stimmung miterleben zu dürfen.
Da wir uns im Orca Angriffgebiet befanden wollten wir dieses so zügig wie möglich passieren. Unsere Ankunftszeit in Lagos wird ca. 1:30 Uhr sein. Ich versuchte zwischen 19-21 Uhr und zwischen 0:30-2:30 Uhr zu Schlafen. Dazwischen übernahm ich die Wache. Ab 2:30 Uhr waren wir gemeinsam an Deck. Die Einfahrt in den engen Kanal, mit der stark beleuchteten Palmen Allee am linken Kanalrand bei Niedrigwasser, erforderte zu dieser Uhrzeit volle Konzentration. Nach dem Dunkel auf See blenden die hellen Lichter sehr. Ich stand am Bug und hielt Ausschau, Mathias orientierte sich zusätzlich mit Hilfe der Navionics Karte auf dem Plotter. So kamen wir gut am Anlegepier vor der Klappbrücke an. Nachts ist die Einfahrt in den Hafen nicht möglich, da die Brücke erst ab 9:00 Uhr geöffnet wird. Wir machten fest, tranken noch einen “Anleger”, in diesem Fall ein San Miguel und legten uns schlafen. Ich erwachte bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein um 10 Uhr. Da hatte Mathias schon wieder alles mögliche organisiert und in die Wege geleitet und schwatze mit Martin, dem Schweizer Katamaransegler unter Australischer Flagge. Wir brauchten einen Rigger, da uns am Vortag unsere Genuaschot oben am Mast riss und auf’s Deck fiel. Das passierte bei 15Kn TWS als wir das Code ZERO gegen die Genua auf der Selbstwendeanlage tauschen wollten. Schon mittags war ein Rigger an Bord und stieg in den Mast. Oben in 22 Metern Höhe lachte er. Denn er war total überrascht, dass in dem “Fallenkasten” ein Rolle gebrochen war. Das hätte er bei unserem Boot nicht erwartet. Wir auch nicht.

Lagos Marina
In einem online Reiseführer über Lagos las ich, dass in der Stadt die Skulpturen der Entdecken von Früher zu sehen wären und im Hafen links am Pier, die Entdecker von heute. Da ist was dran. Ganz vorne seht ihr unsere Pure Fun und beinahe alle Boote dahinter haben das selbe Ziel wie wir. Zuerst die Kanaren und dann die Karibik.
Ich nutzte den Tag um Wäsche zu waschen, das Boot zu putzen und aus den Vorräten die verarbeitet werden mussten etwas leckeres zu Kochen. Das leckere Dinkel Vollkornmehl aus England sollte natürlich auch nicht verderben und so beschloss ich Rosinenbrötchen zu backen. Wieder verließen wir am Tag nach einer durchgesegelten Nacht das Boot nur um anfallende Arbeiten zu erledigen. Vielleicht liegt es daran, dass uns nach diesem Naturerlebnis eine Stadt, der Trubel und die vielen Menschen und Eindrücke zu viel sind. Langsames Ankommen….in der Zivilisation. Nach der Biskaya war es auch so. Da haben wir alle Fünf das Boot geputzt, aufgeräumt und an Bord gegessen.
Erst am Samstag Morgen gingen wir los um Lagos zu erkunden und auf dem Bauernmarkt frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Hier verkaufen die Bauern ihre Erzeugnisse. Das lieben wir sehr, denn nirgends sonst bekommt man eine bessere Qualität. Jeder verkauft was er hat. Selbstgebackenen Kuchen, Marmelade, Honig, Kekse, Oliven, Obst, Gemüse. Ich habe einige deutsche Stimmen um mich herum gehört, die ebenfalls hier ihren wöchentlichen Einkauf erledigt haben.

Lagos, Bauernmarkt
Nachdem wir den Einkauf an Bord gebracht hatten schlenderten wir Richtung Zentrum. Unser erster Eindruck gefiel uns. Ich sah einen Bioladen, juhu, und kurze Zeit später eine Drogerie mit WELEDA Produkten. Da mussten wir natürlich unsere Vorräte aufstocken. Kurze Zeit später kamen wir an einem italienischen Restaurant vorbei, das so toll aussah, dass wir beschlossen die Stadterkundung nach einem Mittagessen fortzusetzen. Es begann sowieso gerade zu regnen. Ich weiß nicht, wann ich das letztem so leckere Pasta gegessen habe. Vom Ambiente ganz zu schweigen. Neben uns saßen zwei sehr sympathische Frauen und es entstand ein sehr interessantGespräch. Einen Amerikanerin die seit ein paar Monaten lieber in Lagos lebt, da ihr die Situation in den USA nicht mehr gefiel und eine in England geborene Frau mit portugiesischen Wurzeln die in England, Neuseeland und Afrika gelebt hat und nun mit ihren Eltern nach Portugal zurück gekehrt ist. Es war ein sehr bereicherndes Gespräch und es ist immer wieder schön zu sehen, dass man überall auf der Welt Gleichgesinnte finden kann. In Portugal lassen sich seit Corona Menschen aus aller Welt nieder um sich ein neues Leben in einer noch “heilen” Welt aufzubauen. In Frieden leben umgeben von wunderbarer Natur. So wie es scheint kann man das hier finden.



Das Restaurant heißt La Pasta Bio Italiana und wird von einer Familie aus Apulien geführt. http://www.pomolagos.com, ihre Homepage ist auch sehenswert. Nach der reichhaltigen Pasta brauchten wir einen Mittagsschlaf. Anschließend brachen wir zu einem Strandspaziergang auf, da direkt hier am Hafen der lange Sandstrand beginnt. Das war wunderschön. Wir hatten den Strand ganz für uns.



Lagos, Strandspaziergang bei Dämmerung
Auf dem Heimweg entdeckten wir ein sehr hübsches Strandrestaurant. Da wir immer noch so satt von der reichhaltigen Pasta waren beschlossen wir das Essen dort auf Sonntag zu verschieben. Im Hafen blieben wir dann doch noch in einem englischen Pub hängen, tranken Guiness und schauten Das Fußballspiel Argentinien gegen Australien an. In dem Pup waren 8 Bildschirme. Wir waren anschließend so aufgedreht, dass wir noch bis 24 Uhr Rummycub spielen mussten um müde zu werden. Auf einem Bildschirm war die WM zu sehen, auf einem anderen Golf, auf dem nächsten Frauenfußball. Dazwischen Werbung. Gefühlt haben unsere Augen alle drei Bildschirme gleichzeitig wahrgenommen…..da muss man ja hyperaktiv werden. Aber schön war’s! Und….beim Rummycub ging es 3:2 für mich aus! Geht doch…..!
Haben wir schon erzählt, dass wir morgen Gäste aus Deutschland bekommen. Wir freuen uns sehr drei Bundesligasegler:innen vom WYC aus Friedrichshafen an Bord willkommen zu heißen. Auf der Reise zu den Kanaren werden wir unsere Erfahrungen austauschen und erweitern. Danke Evelyn, dass du da mitgeholfen hast. Auf diese gemeinsam Zeit freuen wir uns sehr. Jetzt brauchen wir nur noch das passende Wetterfenster….im Moment braut sich da draußen etwas zusammen was uns nicht gefällt. Wir hoffen, dass es sich auflöst und wir bald los können. Drückt uns die Daumen.