Erster Streifzug durch Cascais

Gestern streiften wir ohne Ziel durch die Strassen von Cascais. Direkt am Hafen befand sich das Stadtmuseum, das wir besuchten. Wir erfuhren, dass hier schon sehr, sehr lange Menschen gelebt haben. In den 1920 iger Jahren wurde diese Stadt zur Côte d’Azur Portugals. Der Tourismus begann und wurde gefördert. Eine Eisenbahnlinie nach Paris begünstigte dies. Im Museum gab es viele schöne schwarze-weiß Fotos mit Frauen in langen hochgeschlossenen Kleider, Miedern, Hüten und Sonnenschirmen. Männer im Frack. Und das am Strand! Aber immerhin, es wurde flaniert, geflirtet und genossen. Etwas später verschwanden die Mieder, die Haare der Damen wurden kürzer, man sah sie in Badeanzügen. Was für ein Fortschritt. Leider habe ich keines der schönen alten Fotos abfotografiert.

Das Stadtmuseum

Im Museum gab es einen Blackbox Raum. Hier wurde per Video Animation darauf hingewiesen, dass die Stadt steht’s am Fortschritt interessiert ist und diesen seit jeher fördert.

Nach dem Stadtmuseum besuchten wir die Casa de Santa Maria. Dieses Haus wurde 1902 erstmals erbaut und ist heute ein Museum. Leider ohne Interior. Finanziert wurde das Haus von George O’Neil, ein Aristokrat, der sein Geld durch die lukrative Tabakindustrie des späten 19. Jhd. verdiente. Er beauftragte den Architekten Raul Lino mit der Gestaltung. Er wurde angewiesen übliche europäische Stile zu ignorieren und nur mit Materialien zu arbeiten die in Portugal zu finden sind. Dies führte dazu dass der Architekt stark vom Maurischen Stil beeinflusst wurde, der viele der schönsten Gebäude Portugals geprägt hatte. Im inneren des Gebäudes waren Wände mit bemalten Fliesen zu sehen und die hölzernen Decken sahen maurisch aus. Die Fliesen im Erdgeschoss stammten von der Krümelkapelle im Zentrum von Lissabon. Dort wurden sie, nach ihrer Zerstörung geborgen. Das Haus war bis 2004 in zahlreichen Händen wohlhabender und europäisch königlicher Familien und konnte dann von der Stadt Cascais aufgekauft werden.

Die Schilder mit den Strassennamen sind sehr schön hier in Cascais bzw Portugal. Hier ein paar Beispiele:

Auch bemalte Häuser und Mauern sind mir aufgefallen.

Nun noch ein paar Fotos von schönen alten Häusern.

Kunst in der Stadt.

Und zu guter Letzt ein Bild von der Hafenpromenade. Erster Eindruck von Cascais….sehr schöne Stadt…

Am Abend blieben wir am Boot und laßen, denn wir mussten heute früh raus, da der Mitarbeiter Jan Ole von X-Yachts früh mit seiner Arbeit beginnen wollte. Für heute Abend hat Mathias uns einen Tisch in einem tollen Restaurant reserviert. Es heißt Cantinho de Avillez. Da bin ich schon sehr gespannt. Zu Mittag gab es vegetarische Pizza mit Salat. Das war auch sehr lecker. Heute morgen war der Himmel blau und die Sonnen schien. Kurze Hosen und T-Shirt Wetter. Wir nutzen die Zeit und putzen das Boot, was wegen dem vielen Möwen-Kack….. auch nötig war. Dann freute ich mich schon auf eine Yoga Session an Deck heute Mittag. Leider zog der Himmel zu und als ich Zeit gehabt hätte begann es zu regnen. Schade.

Euch zuhause und auf den Booten in aller Welt einen schönen Sonntag. Dass zuhause in Deutschland teilweise schon Weihnachtsmarkt ist und bei unseren Freunden gestern das jährliche Gansessen stattfand kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Für mich fühlt es sich immer noch so an als hätten wir September. Während in Deutschland schon der erste Schnee fiel und er bei Luis in Vilnius sogar schon liegen bleibt. Und wir werden bald die Badesachen auspacken…..fühlt sich toll und eigenartig zugleich an.

Von Nazaré nach Cascais

Wieder ein wunderschöner Regenbogen für uns

Gestern Morgen haben wir um 9:00 Uhr in Nazaré abgelegt um uns auf ein neues Segelabenteuer einzulassen. In der Nacht gab es viel Wind und immer wieder Regenschauer. PredictWind sagte uns 20-25 Kn Wind mit Wellen von 2-4 Metern, etwas Regen und Wind von achtern voraus. Endlich mal wieder segeln. Wobei mir klar war, dass es kein Spaziergang werden wird. Aber nach soviel Motoren haben wir uns darauf gefreut. Nach dem Ablegen ging es nun durch die schmale wellige Hafeneinfahrt. Da musste ich mich sehr konzentrieren, während Mathias seelenruhig die Fender putze. Mir wäre lieber gewesen er hätte sie schnell aufgeräumt bevor das große Schaukeln vor dem Hafen begann. Hat aber dann doch auch mit putzen gut geklappt. Wir setzten das Großsegel im 2. Reff und die Genua ebenso gerefft. Wollten erst einmal abwarten wie sich Wind und Welle zeigen. Wir hatten Wind zwischen 15-20 Kn in Böen auch mal kurz 25Kn. Gesegelt sind wir mit einer Geschwindigkeit von 8-9 Kn, Spitzengeschwindigkeit war mal ganz kurz bei 14 Kn. Da hat uns eine Welle kräftig von hinten angeschoben. Als es und bei 16 Kn Wind zu langsam wurde refften wir aus. Da der Autopilot mit den Wellen von der Seite und von achtern nicht besonders gut klar kam und mir gestern zu Beginn unwohl war, steuerte ich die erste Zeit. Das war gestern ganz schön anstrengend für die Arme. Meinem Muskelkater von heute nach zu urteilen, war es für viele Körperteile anstrengend gestern.

Irgendwann kam ein Alarm: Wasser in der “sailcabin”. Mathias ging nach vorne aufs Vorschiff und stellte fest, dass sich eine Schraube am Verschluss der Klappe gelöst hatte und deshalb Wasser eingetreten war. Er schraubte sie fest. Problem gelöst. Die Bilgenpumpe der Sailcabin hat er absichtlich geschlossen um mit zu bekommen, wenn Wasser reinkommt. Jetzt war es soweit. Nur wo war Hebel um sie zu öffnen? Wahrscheinlich unter unserem Bett? Oh je, und das bei der Welle….Matratzen wegräumen und die Lagerfläche unter unserem Bett leer räumen….das ist schon im Hafen anstrengend. Hilft ja nichts, musste gemacht werden und da mir sowieso schon schlecht war, ging Mathias. Gefunden hat er den Hebel dort unten dann doch nicht, sondern vor unserem Bett im Boden. Nachdem er geöffnet war, konnte das Wasser in die Biege ablaufen. Mathias kam sehr blass zurück….und legte sich sofort draußen auf die Sitzbank. Später meinte er, ihm wäre noch nie so schlecht gewesen auf einem Boot wie gestern.

Wir haben fast ausschließlich von Hand gesteuert und kamen nach 9 Stunden um 17:50 Uhr im Hafen von Cascais an. Es war schon sehr dunkel. Vor dem Büro des Hafenmeisters musste man festmachen, einchecken und bekam dann den Platz zugewiesen. Zuerst war der Plan, dass ich auch das letzte Anlege Manöver fahre, nur war es dann doch stockdunkel und der Hafen wenig beleuchtet, eng und windig…. da verlies mich dann mittendrin der Mut und ich übergab Mathias das Steuer. Er hat prima rückwärts in die Box eingeparkt. Nachdem wir fest waren, war ich sehr geschafft. Wir blieben auf dem Boot und aßen Reste aus dem Kühlschrank. Das war gestern sehr lecker und vor allem bequem.