Kurztrip nach Madeira

Gastbeitrag von Franz Hofstetter

Welch ein Glück: Sybille und Mathias sind nach Madeira gesegelt, schon immer eines unserer Reiseziele. Andrea konnte leider nicht, so flog ich kurzfristig alleine für 5 Tage um die Beiden zu besuchen. 5 Tage, also die Zeit maximal nutzen. TAP Flug 553 um 6:05 ab München, um 3:00 klingelt der Wecker. Mein Gott, was man nicht alles tut. Doch schon um kurz nach 12 war ich bei den Beiden auf dem Boot. Ein großes Hallo, schließlich hatten wir uns schon länger nicht mehr gesehen. Ein Willkommens-Mittagessen von Sybille in der großzügigen Bootsküche zubereitet und schon wackelte mich der im Hafen spürbare leichte Seegang in einen entspannten Nachmittags-Schlaf an Deck. Mathias und ich haben dann die Altstadt ein wenig erkundet und dann ging es auch schon zum Abendessen mit atemberaubenden Ausblick.

Gestern ging es dann etwas später los, was kein Fehler war, denn die madeirischen Weine am Vorabend schmeckten nicht unbedingt schlecht. Aber erst noch kurz in die Markthalle zum kucken. Es war die Hölle. Die ganze Passagierflut eines riesigen Kreuzfahrschiffes, das in der Nacht angelegt hatte schien sich über die Altstadt ergossen zu haben.

Mittags sind wir dann mit einem Leihauto zu einer kleinen Wanderung in die Berge aufgebrochen und am Spätnachmittag dann noch auf den Pico de Aieiro. Der Blick war phantastisch, denn wir hatten das Glück eines nahezu wolkenlosen Himmels.

Nach einem schönen Abendessen im Freien in der Altstadt (die Passagierflut war wieder auf seinem Kreuzfahrtschiff) bekam ich dann meinen ersten Poncha serviert: meine Herrn, der haut rein. Poncha ist ein madeirisches Nationalgetränk mit viel Rum, Honig, etwas Orangen-und Zitronensaft. Dank Sybille und Mathias bekamen wir sofort einen der begehrten Tische im “Rei da Poncha”… komisch, die waren wohl schon öfter dort. Und wieder schaukelte mich der leichte Seegang auch dank Poncha in einen seeligen Schlaf.

Heute gab es dann wie jeden Morgen bei strahlend blauem Himmel Frühstück an Deck und dann begann das “Hirnen”: wo fahren wir hin? Wir entschieden uns für den wilden Nordosten des Landes. Wir fuhren vorbei und unter dem Flughafen von Madeira durch, ein Flughafen, der auf Stelzen an der Küste gebaut wurde, denn Madeira ist nun mal eine Vulkaninsel und da gibt es nicht sooo viele gerade Flächen. Es dürfen übrigens nur speziell ausgebildete Piloten den Flughafen von Madeira anfliegen, denn die Winde können tückisch sein, zeitweise muss der Flugbetrieb komplett eingestellt werden. Der Nordosten ist sehr rau mit steil abfallenden Klippen. Das Wetter dort ist auch oft bewölkt. Beides hat aber seine mystischen Reize.

Doch lieber wieder Richtung Sonne. Nach unzählig viele Kurven wurden Mathias und ich nach und nach langsam knatschig: wir hatten Hunger. Und wie es der Zufall so wollte, kamen wir an einer wunderbaren Boiz vorbei mit offenem Grill und Espetada, dem Nationalgericht von Madeira einem vielfältig gewürzten Rinderfiletspieß. Der Abschied fiel uns schwer, was wahrscheinlich auch an den nicht unbedingt kleinen Portionen lag.

Wir wollten aber noch zum Blandy’s Garden (Quinta do Palheiro, Funchal), der Sommerresidenz einer mehr als 200 Jahre alten Madeirawein Dynastie. Meine Frau kann bestätigen, dass ich nicht unbedingt der Gartenfan bin, aber was wir da gesehen haben ist unbeschreiblich. Schaut Euch einfach die Bilder an (Adresse: Caminho da Quinta do Palheiro, São Gonçalo):

Das Restaurant für heute Abend haben wir dann aus nachvollziehbaren Gründen auf morgen Abend verschoben. Ein ruhiger Abend auf dem Boot mit ein paar Sundownern hat schließlich auch was.

Morgen soll es dann auf einen kleinen Törn gehen. Mathias will den Gennaker und noch ein paar andere Dinge vom Boot in der Praxis testen. Da sollen Wind und Wellen ein bisschen weniger werden. Gott sei Dank hat Sybille aber genügend Kautabletten gegen Seekrankheit dabei. Für jemanden wie mich, dem schon vom Schiffschaukeln auf dem Augsburger Plärrer übel werden kann ein unverzichtbares Utensil. Warum tu ich mir das eigentlich an? Weil es einfach schön ist, und schließlich habe ich ja vor vielen Jahren mal einen Segelschein gemacht.

Montag Mittag geht der Rückflug in Richtung Heimat und fünf wunderschöne Tage werden wieder vorbei sein. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob man so einen Kurztrip nicht öfter machen sollte. Die Antwort darauf fällt einem nach diesen fünf wunderbaren Tagen nicht schwer.

Ein ganz herzliches Dankeschön an Sybille und Mathias für ihre phantastische Gastfreundschaft und allzeit Mast- und Schotbruch auf Eurer weiteren Reise. Ein Kurztrip wird zwar künftig etwas schwieriger werden, aber wer weiß schon was noch alles kommt.

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