Es hilft alles nichts….das Wetter wird nicht besser, obwohl wir jeden Tag Sherry mit Rasmus, dem Gott des Windes trinken. Heute ist sogar noch mehr Wind als gestern, der Himmel ist grau und es regnet. Dabei möchten wir so gerne wieder raus aufs Wasser. Wind und Wellen spüren, Delfine sehen, eintauchen in den 24 Stunden Flow. 4 Stunden Wache, 4 Stunden schlafen. Segeln, schlafen, essen. Alles Andere verlor an Bedeutung. Handlungen wie an- und ausziehen, ein Toilettenbesuch, eine Mahlzeit herstellen, werden mühsamer, als im normalen Alltag. Durch die Schräglage beim Segeln kann man sich nur fortbewegen, wenn man sich festhält, sich entlanghangelt. Wenn ich meine Segelstiefel ausgezogen hatte und mit Strümpfen zum Badezimmer wollte, musste ich zuerst mit einem großen geplanten Schritt die Türklinke des Badezimmers erwischen um sie mit Schwung zu öffnen, da sich hinter der Türe ein Magnet befindet der die geöffnete Türe festhält, bleibt sie in der Regel geöffnet. Da das Boot in Schräglage war geht es in der Kabine vom Kleiderschrank zum Bett den “Berg” hoch. War die Türe offen rutsche ich, da ohne Schuhe rückwärts wieder zurück zum Schrank. Nun kam Schritt zwei. Mit Anlauf wieder Richtung geöffneter Badezimmertür, schnell mit einer Hand am Rahmen festhalten, mit der zweiten Hand hinterher, umgreifen und am Waschbeckenrand festhalten. Nun mit dem Rücken an die Wand gedrückt, ausziehen, Toilette benutzen, mit einem Ruck aufstehen, wieder an die Wand gedrückt anziehen und versuchen aufs Bett zu klettern. Die Schräglage entsteht durch die Krängung der Längsachse des Bootes, zusätzlich taucht der Bug in jede Welle ein und wieder auf, dadurch entsteht eine Auf-und Abbewegung. Welle hoch, Welle runter…..surft das Boot die Wellen ist das ein wunderschöner Flow, das klappt nicht immer. Wenn es nicht klappt fährt das Boot die Welle hoch und klatscht wieder runter. Das fühlt sich hart und brachial an und ist im Rumpf sehr laut. Und wisst ihr was? Ich vermisse es…mir fehlt dieses besondere Sein. Es lässt sich auch wirklich schwer beschreiben. Dinge die man an Land einfach macht ohne sich Gedanken zu machen, werden da draußen auf dem Wasser zu einem wohlüberlebten Kraftakt. Auch das wieder anziehen ist speziell und jede Bewegung will wohl geplant und überlegt sein. Die Kräfte die da wirken sind wirklich stark. Stiefel in die Hand nehmen, an die Wand drücken, nächste Welle abwarten und dann schnell rein in den Schuh. Dann ist der nächste dran….es klappt nicht immer beim ersten Versuch. Klappt erst nicht fliegt man nochmal gegen die Wand. Manchmal lag ich im Bett und fühlte mich wie in einer Wäscheschleuder. Das laute Wasserrauschen und die Kraft die einen an die Wand oder das Leesegel im Bett drückt, ein Gefühl als wäre man in einer Zentrifuge. Da das An- und Auskleiden etwas mühsam ist, zieht man nur das Ölzeug und die Stiefel aus. Den Rest lässt man einfach an. Von wegen Schlafanzug oder Nachthemd…alles überbewertet, geht auch mal ohne. Ich habe die ganze Zeit in langer Thermounterhose, Skitourenhose, Skiunterhemd und Langarm Funktionsshirt geschlafen. Teilweise hab ich nicht einmal die Mütze ausgezogen. Ich war so müde, dass ich einfach nur schlafen wollte. Denn nach 4 Stunden kam die nächste Schicht. Das wieder aufstehen war ganz einfach, es hat mich keine Überwindung gekostet, vielleicht weil ich wusste, dass ich in 4 Stunden wieder schlafen durfte. Nun zur Nahrungszubereitung. Müsli ging nur in einer Tasse, da sonst die Milch übergeschwappt wäre. Ein Anfang war gemacht, Milch und Müsli waren in der Tasse, nun musste ich nur noch einen Löffel aus der Schublade holen während ich mit einer Hand die Tasse festhalten musste. Die Schublade jedoch kann man nicht einfach öffnen ohne sich gleichzeitig gegen sie zu drücken um sie zu sichern, sonst würde sie wahrscheinlich volles Karacho aus den Angeln gerissen durchs Boot fliegen. Jede Handlung will geplant und wohlüberlebt sein. Eingekeilt zwischen Herd und Spüle schnell essen und dann hoch ins Cockpit um die Wache anzutreten. Zum Glück hatte ich wenig Appetit, so war es nicht nötig viel zu essen. Bananen waren prima. Schwappen nicht über und kann man ohne Besteck essen. Vielleicht könnt ihr nun ein bisschen nachempfinden was wir hier so erleben.





Es wird einem nur schon vom Lesen schwindelig, so live beschrieben, dass ich schon neugierig auf die nächste Reiseetappe bin. Cuídate y que os vaya bien!
Que entretenido Diario de a bordo. Os deseo una maravillosa singladura por todos los oceanos!! Os seguiré cada día. Buena suerte!!! Mi padre, Klaus Tiessen, también llegó a La Coruña en el Good Hoop en 1961 ( podéis ver fotos del yate en el náutico “antiguo”) y ya se quedó a vivir en España… Pero eso es otra historia… 🤣🤣🤣